Kundenfreundlichkeit

Also ich weiß ja schon, dass Deutschland nicht zu den Ländern zählt, die Kunden auf Händen tragen. Gibt ja auch echt schlimme Finger in der Kundenwelt. Keine Frage. Aber gleich zwei doofe Ereignisse innerhalb 24 Stunden lassen mich wirklich grübeln, ob manche Menschen für gewisse Jobs einfach nicht gemacht sind?! :-S

Nummer 1:

Gestern bin ich zum Friseur. Zwei Stunden, ehe der Laden zu macht. Nun hab ich wirklich keine Löwenmähne für die man Tage braucht um sie herzurichten. Schulterlanges Haar, frische, blonde Strähnchen und einfach wieder mit einem Schnitt die Haare auf Vordermann bringen.

Es war kein Kunde da, die Friseurinnen massierten sich gegenseitig vor lauter Langeweile. Ich kenne die Mädels ja, kam also mit einem fröhlichen Grinsen rein und fragte, welche sich den aufopfern möchte. Alle schauten sich zuerst an, dann schauten sie auf die Wanduhr, ihre Augen wanderten dann auf meinen Kopf und es kam die Frage, was denn gemacht werden soll. Ich legte meine Vorstellungen dar und daraufhin schauten sie sich wieder gegenseitig an, nach dem Motto „scheiße, wenn ich jetzt anfange, komm ich nicht zeitig nach Hause!“

Irritiert meinte ich darauf nur: „Mir egal, wer was macht, von mir aus könnt Ihr auch zu dritt an meinem Kopf pfriemeln, hauptsache, ich seh wieder tagestauglich aus!“ Eine „erbarmte“ sich dann letztendlich und ich hatte schon keinen Bock mehr. Aber es kam noch heftiger: Die Dame schaute wieder auf die Uhr, dann auf meinen Kopf und sagte: „Ja, dann machen wir nur den Oberkopf mit Strähnchen, gell?“ NEEE!!! DEN GANZEN KOPF! Langsam wurde ich echt sauer, ich mein‘, ich lass da alle paar Wochen wirklich gutes Geld und möchte mich einfach in den zwei Stunden etwas „verwöhnen“ lassen. Die Dame rollte doch tatsächlich mit den Augen und fuhr fort mit ihrem Tun. Alle anderen Mitarbeiter wuselten nun im Laden rum, räumten auf, putzen usw. Eine Azubine hatte mir die Haare gewaschen und merkte wohl, dass ich etwas „pissed“ war und flüsterte mir nur ins Ohr: „Ach, das ist nicht schlimm, wir haben heute Abend ohnehin Übungsabend!“ Diese Aussage hebte meine Laune leider überhaupt nicht. Im Gegenteil. Nun gut, zwischenzeitlich wollten die Damen die Kasse machen und fragten mich, ob ich mit Karte oder Bar zahlen möchte. Bar, sagte ich um genau fünf Minuten später von einer anderen Dame das gleiche gefragt zu werden. Ouh Mann, ich sag Euch, meine Laune war echt im Keller! Aber das sollte natürlich noch nicht alles sein, normal scheiße kann ja jeder!

Die Friseuse schnippelte mir also rum, schaute wieder auf die Uhr und äußerte entschlossen: „Die Haare föhnst Du Dir aber selber!“ Meine Augen quollen schier aus meinen Höhlen und ich antwortete wirklich patzig: „Dann hätte ich auch daheim bleiben können, nee, nee, das macht ihr fertig, klar?“ Not amused rollte sie doch tatsächlich wieder mit den Augen, während sie ihrer Kollegin rüberbrüllte „aber dass mal eins klar ist, dafür komme ich morgen eine halbe Stunde später!!!!“. Sie föhnte meine Haare total lustlos und für’n Arsch und in diesem Moment waren mir zwei Dinge klar: Kein Trinkgeld und das war definitiv der letzte Besuch dort! (N)

Nummer 2:

Ich stehe vorhin an der Metzgertheke und möchte Schweinefilet kaufen.

ICH: Ja hallo, ich hätte gerne 3 kg Schweinefilet, bitte.

SIE: Ja, drei Stück Filet, gerne!

ICH: Äh, nicht drei Stück, ich benötige 3 kg bitte!

SIE: :-O *glotz* Oh, tschuldigung, ja, kein Problem, 3 kg, kommt sofort!

ICH: Könnten Sie mir bitte die Stücke parieren, die sehen ja wirklich nicht so toll aus.

SIE: Äh, dann muss ich das ja nach hinten bringen zum Chef und außerdem muss doch da ein bisschen was Fett dran sein (augenrollend!!!)! :-O

ICH: Ach, wissen Sie was, wenn Sie unfähig sind oder keine Lust haben, packen Sie es ein, ich mache das zu Hause selbst! DANKE! :-S (wäre es dort nicht im Angebot gewesen, hätt ich es nicht gekauft, ehrlich!)

Entweder, ich bin zu empfindlich, oder es kotzt mich mittlerweile an, wenn ich Leuten entgegen trete, von denen ich aufgrund ihres Verhaltens einfach annehmen muss, dass sie total inkompetent sind!

Ich dürfte mir das im Vertrieb bei meinen Kunden nicht erlauben und würde es auch nie!

19 Antworten auf „Kundenfreundlichkeit“

  1. Hach ja! Wie gut, dass du dein Ding immer so schön durchziehst! Ich hätte mir wahrscheinlich schon kleinlaut die Haare selber geföhnt.
    Trotzdem sind deine beiden Beispiele ein echter Knaller und leider keine Einzelfälle.
    Ich denke manchmal, dass die Kiddies von der Schule kommen und bevor sie gar nichts machen Einzelhandelskauffrau/-mann oder Friseur/-in werden. Das das wirklich harte Arbeit ist (viel stehen, immer freundlich sein usw.) kriegen die erst später mit und lassen es an den Kunden aus.
    Oder bevor ältere Semester auf der Straße stehen, weil Job weg, machen sie etwas wozu sie überhaupt keine Lust haben und das merkt man denen dann sofort an.

    Für mich ist Unfreundlichkeit im Job ein echtes Fremdwort. So etwas geht gar nicht und da gehe ich mit dir d’accord, gefallen lasse ich es mir andersrum nur bis zu einem gewissen Maß.

  2. Es gibt eben einfach Berufe, für Die man geboren sein muss. Kundenfreundlichkeit kann man vermutlich nicht lernen.
    Und diese pünktlich-Feierabend-Mentalität ist auch eine in Deutschland weit verbreitete „Unsitte“.

  3. Krasse Geschichten. Vorallem die beim Friseur. Ich mein, wie scheiße ist es bitte SO behandelt zu werden. Unglaublich. Ich arbeite auch im Vertrieb und würde nieeee so derartig meine Laune raus hängen lassen. *kopfschüttel*

  4. Und du hast dich bei keinem der beiden Beschwert? Ich wäre da geradewegs zum Chef marschiert und hätte mich da ausgelassen. Soetwas ist eine Frechheit. Wer keine Lust zum Arbeiten hat kann ja gehen, es gibt genug die sich drüber freuen, auch wenn se mal ne halbe Stunde länger machen müssen.

    Pf

  5. Mannmannmann! Das wäre auch für mich sofort ein Grund zum Wechsel.. (ich mach das lieber genauso… ärger mich still für mich, lass zuhause meinen Frust am Punchingball raus und geh das nächste Mal einfach woanders hin.. )

  6. @sabine: druchziehen ist gut. in den millisekunden an zeit hab ich echt mit mir kämpfen müssen, ob ich was sage oder nicht. vor allem wg. dem fleisch. beim friseur hat es mich zwar mehr angekotzt, aber meine konsequenz hab ich gezogen. definitiv. es geht ja auch mehr um schauspielern, wenn man keinen bock hat. mach ich auch. in vielen lebenslagen (H)

    @chris: ach, weißt du, manchmal denke ich mir, ich mach etwas falsch oder bin zu nett. und vielleicht bin ich deshalb in den letzten jahren in vielen dingen nicht gerade von toleranz geprägt. und das regt mich selbst auf, denn ich versuche die dinge immer auch von „neutraler“ sicht zu sehen. und freundlichkeit kostet nichts. egal auf welcher seite man steht. das ärgert mich umso mehr…

    @nadine: so sehe ich das auch…. :-S

    @desert: beim friseur war kein chef da. leider. und beim metzger hab ich schon keinen bock mehr gehabt, weil ich echt gedacht hab, ich hör nicht recht! meistens ist es ja so, wenn man dann jemandem davon erzählt, heißt es: boah, ich hätt dies getan oder das gesagt…. jetzz iss rum… egal…

    @frauvivaldi: ja, in dem fall (beim friseur) mach ich das auch so. beim metzger hätt ich ja schon richtig explodieren können, aber ich hab mich (wg. dem sonderpreis) echt am riemen reißen müssen…. 🙁

  7. Richtig so…man – nein FRAU – lässt beim Friseur ja wirklich immer ein kleines Vermögen…da hat man es verdient, freundlich bedient und verwöhnt zu werden. Bei mir sind sie sonst eher enttäuscht wenn ich keinen Festiger haben will oder so, da sie dann ja weniger berechnen können…was machst du mit 3kg Filet???

  8. Tja das mögen manchmal meine Bekannten nicht wenn sie mit mir weg gehen. Weil wenn irgendwo was scheiße ist, sage ich das auch. Ich sag auch im Restaurant wenn das Essen nicht gut war.

    Natürlich nicht wegen jeder KLeinigkeit. Da muss schon ordentlich was sein. Aber wenns mal so ist, sage ich das auch. In einem freundlichen Ton, aber bestimmt.

    Vielleicht hilfts ja beim nächsten Kunden / Gast.

  9. Friseur kann ich dir nicht ganz nach empfinden, da Kerl und meine „Out-of-Bed-Wuschel-Frisur“ kriegen die Damen meist immer zwischengeschoben. Aber bei nem 2h Zeitfenster so dreist zu zeigen, dass man keinen Bock auf seinen Job hat, geht mal gar nicht. Erst recht bei einer Stammkundin.

    Der zweite FAIL deines Tages verbuchen wir mal als Negativparadebeispiel für „Positivübersetzungen“. Aber hey, welcher Betrieb lehrt denn seine Mitarbeiter, wie man es richtig macht. Die kriegen doch alle nur eine Regelsammlung. „Mitarbeiter das darfste alles nich:…“ Aus, Ende und nu sieh zu, dass die Kasse abends stimmt.

    Aber ich kenne auch die andere Seite, bin in einer Branche wo es unzählige Experten gibt :-O
    Die Pünktlichfeierabendmentalität ist nur der Gegenpol zur Bezahlekeineüberstundeneinstellung 🙂

  10. Unschöne Sache das, als Kunde wäre ich wohl auch sehr angefressen…

    Andererseits kann man auch von niemanden erwarten, daß man für 1,50 €/h (das war jedenfalls der Friseur-Stundenlohn, die beim TV-Duell vor der BTW fiel), Lust hat, Überstunden zu machen oder gar seine Arbeit dauerhaft hochmotiviert erledigt.
    In diesem Fall kommt halt zwangsläufig eine Analogfrisur bei raus 😉

    Da ist einiges in Schieflage geraten… (N)

    Hilft nur noch, privat schneiden lassen, sozusagen „tausche neue Frisur gegen Umzugshilfe“ – oder so… funktioniert auch ganz gut und man entgeht noch dazu den lästigen Smalltalk – und man kann ein Bierchen dabei trinken. Der Friseur aber erst hinterher 😛

  11. was mich in solchen situationen immer wieder erstaunt:
    diese menschen sind doch DIENSTLEISTER! das heißt man kommt zu ihnen, um ihre dienste gegen gutes geld in anspruch zu nehmen. raffen die denn nicht, dass sie sich auf diese weise mit recht ihre kunden vergraulen? :-S

    ich hatte neulich auch handwerker daheim, mit denen ich nen termin für eine besichtigung und eine montage machen musste.
    handwerksbetrieb (hb): ja, an demunddem tag um 08:00?
    oasenhoheit (oh): ähm, ginge es vielleicht früher? sonst komm ich erst so spät auf die arbeit.
    hb: die kollegen fangen aber erst um die zeit an.
    oh: ok, und wie siehts nachmittags aus?
    hb: so bis spätens 15:30.
    oh: entschuldigung, aber ich bin täglich über 10 stunden aus dem haus, so früh kann ich nicht! ginge es denn mal an nem samgstag?
    hb: da ist nur ein kollege auf abruf da. für die arbeiten brauchen wir aber zwei.

    meine güte, ICH möchte SIE engagieren, um auch wieder echt viel geld bei ihnen zu lassen! warum kann man da nicht mal ein bißchen flexibel sein, wenn man doch WEISS, dass die kunden auch auf die arbeit müssen???
    am ende hat sich einer erbarmt, „schon“ um 07:30 bei mir zu sein.
    da war ich dann auch „schon“ um 09:15 auf der arbeit. *koppschüttel*

    servicewüste deutschland, es stimmt leider auch heute immernoch.

  12. Daraus schliesse ich: a) du siehst jetzt „so lala“ aus, b) daher leidet dein Selbstbewusstsein, was c) dazu gefuehrt hat, dass du aus lauter Unsicherheit 3kg Schweinfilet zerbrutzelt hast… Mein Beileid soweit, allerdings dachte ich immer, dass Termine beim Friseur nicht unter drei Stunden zu machen sind… Und wenn man(n) dann mal aus Versehen fragst, was denn in diesen drei Stunden eigentlich passiert da, dann heisst es: „Wie immer!?“… 😉

  13. Also ich muss Dir mal was erzählen, also ich hab jetzt einen Friese gefunden, Alter, da ist das abgefahren. Erstmal kann jeder von draußen reinschauen und zweitens sind die Damen 1. jünger als ich – aber alt genug 2. ALLE hübsch 3. und die duften. Da komme ich jetzt öfter. Hab meine Freundin auch gefragt, ob ich darf!

  14. Ich kenn das, Kundenfreundlichkeit wird auch in Österreich nicht gerade groß geschrieben. Ich habe letztes Mal in einem Schuhgeschäft sage und schreibe eine halbe Stunde herumgehen müssen, obwohl keine Kundschaft im Geschäft war, bis mich jemand überhaupt beachtet hat.

  15. Ich hab ja immer den direkten Vergleich Deutschland-USA. In den USA hätte eine Beschwerde beim Chef gereicht, und die entsprechenden Mitarbeiter wären geflogen. Dort stehr der Kund an absolut erster Stelle.
    Es gibt sicher einiges, was hier besser ist, aber in Sachen Kundenfreundlichkeit und Service ist Deutschland ein solches Entwicklungsland.
    Ich sag nur – mein Scheißdreckshandy. Die Story konnte man bei mir im Blog über Monate verfolgen. Unmöglich!

  16. Oh ja, oh ja, wie gut kennt man das nicht alles? Was Kundenfreundlichkeit betrifft kann ich nur sagen, ich gehe am liebsten zu meinem Tätowierer, da werde ich nett und freundlich behandelt. Niemand telefoniert wenn ich bezahlen will oder was frage. Ich kann Dich gut verstehen, ich hab inzwischen auch echt die Schnauze voll, kaufe deshalb oft online, ist zwar unpersönlich aber man wird nicht blöd angeguckt oder muss sich dumm anmachen lassen…

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