Lehrjahre

…sind bekanntlich keine Herrenjahre.

Und Damenjahre schon mal gar nicht! Ich mußte wirklich lauthals lachen, als ich MC’s Sticky-Posting las und gleichzeitig an meine Lehrzeit dachte.

Oh ja, irgendwie war ich das weibliche MC-Pendant, aber leider unfreiwillig. Ich konnte mit meinen damals 16 Jahren ja auch nichts dafür, das mein Dekolté schon am Kehlkopf anfing. Mutter sagte immer: „Kind, du machst jetzt eine Ausbildung zur Industriekauffrau und mußt dich entsprechend kleiden!“ Gesagt, getan. Nur hat mir keiner gesagt, daß ich unter einem Blazer noch eine Bluse anziehen sollte. Eine weiße, mit Perlen bestickte Spitzencorsage, wie Madonna es uns damals vormachte,  fand ich viel schöner! (H)

Wie man das so kennt, wandert man in entsprechendem Turnus in die jeweiligen Abteilungen und irgendwann kam ich in den Einkauf. Der Job war super, hat mir viel Spaß gemacht, die Lieferanten gegenseitig auszuspielen und den König die Königin den Kunden zu spielen. So hatte ich auch recht schnell den Ruf weg, ein gutes Händchen für das Einkaufen von chemischen Rohstoffen zu haben.

Vielleicht war das auch der Grund, wieso mein direkter, kleiner, glatzköpfiger, alter, ekeliger, schleimiger, widerlicher Vorgesetzter dachte, er könnte mir beim Einkaufen doch noch was beibringen, in dem er mich erwirbt. Für gewisse Dinge…. :-O

Seine Masche war, mich wegen belanglosen Dingen in sein kleines, muffiges Büro zu beordern. Mit Ekelgefühlen mußte ich da natürlich immer rein, denn Opposition würde sich in dem 300 Mann Betrieb schneller rum sprechen als die WM-Absage von Kouranyi. Wie es sich gehörte, stand ich vor seinem Schreibtisch und fragte, um was es denn ginge (ich hasse es bis heute, wenn jemand ungefragt um den Schreibtisch rum kommt ohne Erlaubnis). „Komm doch bitte gerade mal zu mir her und schau Dir das mal an, ich darf doch DU sagen, das darfst Du übrigens bei mir auch, aber natürlich nur, wenn wir alleine sind!“ sagte er, während er mir mit seinen fetten Schleimgriffeln über den Hintern fuhr.

Mir wurde schlecht. Ich dachte, ich kotze ihm gleich auf seinen Schreibtisch. Dass er erregt war, konnte man sehen. ICH konnte es sehen. „Äh, entschuldigen Sie, Herr Fatzke (Name von der Redaktion geändert), aber meine Kontingente für ein „Du“ sind derzeit leider erschöpft. Ich bin für Sie nach wie vor Frau Pssst und Sie für mich Herr Fatzke!“. Er schnaubte einmal heftig und er roch aus dem Mund, wie ’ne Kuh aus dem Arsch. Ich bekomme jetzt noch Gänsehaut, wenn ich an den schmierigen Typ denke!

Daß der Rest meiner Ausbildung die Hölle war, muss ich wohl keinem sagen, aber ich konnte meine wunderschöne Erscheinung nach wie vor guten Gewissens im Spiegel betrachten, während ich neulich gehört habe, daß er seit Jahren geschieden ist und sich in Frauenkleidung in dubiosen Etablissements amüsiert.

Es gibt schon arme Kreaturen auf dieser Welt…

14 Antworten auf „Lehrjahre“

  1. @sabine: ich weiß noch genau, warum ich diesen spruch drauf hatte. ein paar tage vorher hat es eine klassenkameradin zu ihrem chef gesagt, nach ähnlichen attacken! 🙂 aber die situation war ultra-scheisse! :-S

    @judy: frag mich mal! :-O

    @feronia: willkommen hier und ich pflichte ihnen absolut bei! Igittigittigitt! 🙁

  2. Naja was aus Deinem alten Chef geworden ist, beweist nur das einer meiner Leitsätze stimmt… „Jeder bekommt am Ende das was er verdient!“.

    Gesetz dem Fall ich hätte eine Ausbilderin gehabt, ob die das auch mit mir versucht hätte?

  3. Ekelhaft solche Vorgesetzten und Typen. Mich betatsche damals während des Schülerpraktikums in einem renomierten Sternehotel einer, dem hab ich im Reflex eine runtergehauen. Na da war vielleicht was los…

  4. Ach du heilige scheiße, übel übel! Ich habe in meiner Lehre auch so meine Probleme gehabt. Habe im Presse-Großvertrieb gelernt. Im ersten Jahr im Lager musste ich die Remissionen an die Verlage zurücksenden. Dann hat mir unser schwuler Abteilungsleiter immer aus den Schwulenmagazinen nette Penisgrüße aufs Laufband gelegt. Ich hab ihm dann auf einer Weihnachtsfeier gepflegt in die Eier getreten

  5. @andi: spätestens, wenn du mit kurzen hosen angetreten wärst! (H)

    @frau eiskalt: das muss man sich in dem alter damals erstmal trauen. hut ab, gut gemacht! (Y)

    @spanksen: die waren danach weich! LOOOOL 😛

    @mc: ich sach ja, damenjahre…..

    @all: so, und da regen wir uns auf wegen ein paar backpfeifen, die man damals in den schulen von katholischen extremisten bekommen hat? (ich spreche hier NICHT von den abscheulichen, sexuellen handlungen der katholischen kirche, sondern von denen, die wegen damals üblichen „lehrmethoden“ einiges mit in den dreck ziehen.)

    DAS ist sexueller missbrauch. also in meinen augen.

  6. Ich mußte im väterlichen Unternehmen lernen. Du hast keine Vorstellung welchen Druck man da hat. Da ist jeder Fehler ´ne Katastrophe. Und wenn du nicht morgens der Erste und abends der Letzte bist, wird man als faule Sau abgestempelt.
    Aber egal, das macht hart. Ich war noch keine drei Wochen am Arbeiten, da habe ich schon zum ersten Mal 25 Stunden durchgearbeitet. (Die Mittagspause mitgerechnet.) 😛

  7. @appleschatz: ich vergaß zu erwähnen, dass meine mum da auch gearbeitet hat in dieser zeit. und viele jahre davor und noch mehr jahre danach. von daher….. same situation!

  8. Der erste Absatz schon! Hehe…na du bist mir eine ; )
    Pass schön auf dich auf…aber wie sagt man immer…aus Fehlern lernt man(n).
    Der eine oder andere hat sich bestimmt über dich u dein aussehen gefreut!

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